Wohnungsmieten in Wien steigen weiter
Wohnungssuchende in Wien benötigen ein gutes Einkommen. Für neu angebotene Mietwohnungen
werden gegenüber dem Vorjahr etwa 4 bis 7 % mehr Miete verlangt. Vor allem im Gürtel machen sich die
Mietsteigerungen deutlich bemerkbar. So kostet eine Wohnung in Ottakring heute durchschnittlich 13,90
Euro je qm wie eine Erhebung des Immobilienportals immowelt.at ergab.
Das sind durchschnittlich 7 % mehr. Auch in Mariahilf stiegen die Mieten kräftig um 6 %. In den Wiener
Innenbezirken bleibt die Lage auf dem Wohnungsmarkt nach wie vor angespannt. Hier müssen inzwischen
um die 17,90 Euro für den Quadratmeter auf den Tisch gelegt werden. Für gefragte Wohnungen in
Altbauten in der Wiener Innenstadt müssen nicht selten 3.000 Euro oder mehr im Monat berappt werden.
In der Donaustadt werden 15 Euro je qm monatlich fällig. Das sind bereits ähnliche Verhältnisse wie die
Wohnungsmärkte in deutschen Großstädten, etwa in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt oder Köln.
In einigen Bezirken gab es jedoch auch stagnierende oder sogar sinkende Mieten. So gaben die Mieten in
Simmering um 6 % zurück. Eine Wohnung zur Miete kostet hier 12,80 Euro pro qm, was immer noch ein
recht hohes Niveau ist.
In Brigittenau gingen die Mieten um 2 % zurück. und in Meidling, Alsergrund, Hietzing und Floridsdorf um
jeweils 1 %. Der Durchschnitt für ganz Wien liegt bei 14,00 Euro pro Quadratmeter monatlich. Günstige Mietwohungen, vor allem im geförderten Wohnungsbau, sind jedoch selten zu finden. Bei der
Untersuchung der Mieten wurden die Angebotspreise in 23 Wiener Bezirken in den Monaten Januar bis
September 2020 einbezogen und mit den Vorjahreswerten verglichen.
Neubauten vor allem im Luxussegment
Es ist nicht so, dass es in Wien keine Neubautätigkeit gäbe, was den Anstieg der Mietpreise erklären könnte. Im Gegenteil, es gibt zahlreiche Bauprojekte. Gebaut wird vor allem im frei finanzierten Wohnungsbau, wo die Mieten frei mit den Interessenten vereinbart werden können und keiner Mietpreisbindung unterliegen.
Das Problem ist, dass Wien bereits heute etwa 200.000 mehr Einwohner hat als noch vor zehn Jahren. Experten schätzen, dass die Marke von 2 Millionen Einwohner bereits im Jahr 2027 überschritten sein wird. Die Unternehmen der Wohnungsbranche betonen, dass sie solch hohe Mieten schon aufgrund der gestiegenen Baukosten verlangen müssen, um profitabel zu arbeiten.
Tatsächlich gibt es auch eine anhaltend hohe Nachfrage nach gut ausgestatteten und zentral gelegenen Wohnungen, was die deutlichen Anstiege der Mieten in den Innenstadtbezirken und den zentrumsnahen Bezirken erklärt. Die Mieten für die neu gebauten Wohnungen heben das Mietniveau in der Stadt insgesamt. Das wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass sich auch die Bestandswohnungen weiter verteuern.
Um zu verhindern, dass sich langfristig kaum noch Menschen mit einem normalen Einkommen eine Wohnung in Wien leisten können ist vor allem die Politik gefragt. Es müssen Flächen für den Bau von neuen Wohnungen ausgewiesen und Anreize zum Bauen geschaffen werden. Darüber hinaus müssen bei Neubauten noch mehr Wohnungen der Mietpreisbindung unterliegen.
Im internationalen Vergleich ist der geförderte Wohnungsbau vorbildlich
Fast 60 5 der Wiener leben im geförderten Wohnungsbau. Der Vorteil für die Menschen ist, dass der Vermieter einer geförderten Wohnung die Miete nicht nach gut Dünken erhöhen kann. In einem Interview mit dem ORF sagt Stadtforscherin Yvonne Franz vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Uni Wien: „Um den sozialen Wohnbau wird Wien von vielen Städten auf der ganzen Welt beneidet“. So sollen bis zum Ende des Jahres der Bau von 24.000 weiteren geförderten Wohnungen und 4.000 Gemeindewohnungen gestartet werden.
Die geförderten Neubauten würden dann eine spürbare Entlastung auf dem Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren bringen. Weiter sagte Franz: „Wir bauen wirklich in der ganzen Stadt“, zählt SPÖ-Gemeindestadträtin Kathrin Gaal einige Beispiele auf. „Im Süden, im Norden, im Osten, im Westen, diesseits wie jenseits der Donau, aber auch in innenstädtischer Lage wie etwa auf dem Areal des ehemaligen Sophienspitals, wo im siebten Bezirk gerade 180 geförderte Wohnungen und ein Gemeindebau neu entstehen.“
Darüber hinaus gäbe es bereits fortgeschrittene Pläne für die Seestadt Aspern und das Stadtentwicklungsprojekt Nordwestbahnhof im 20. Wiener Bezirk. Allein hier sollen ab dem Jahr 2024 ein ganz neuer Stadtteil mit 6.500 Wohnungen entstehen.
Hinzu kommen zehn Hektar Grünflächen und etwa 5.000 neue Arbeitsplätze. Weitere Projekte werden In den Bezirken Landstraße, Meidling, Penzing, Favoriten, Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing in Angriff genommen. Ansonsten setze man auf das Konzept der „sanften Verdichtung“, indem man beispielsweise auch Dachgeschosse ausbaue, wo kein Platz für Neubauten mehr vorhanden ist.