Verschärfte Vergabekriterien für Immo-Kredite
Ab Mitte 2022 gelten neue Kriterien für alle, die eine Immobilienfinanzierung wollen. Ein Eigenkapitalanteil von 20 Prozent wird Pflicht. Das und mehr soll den Markt stabil halten.
Die Preise für Immobilien steigen seit Jahren massiv, die Zinsen sind historisch niedrig. Diese Kombination hat nun Folgen.
Um die Stabilität des Finanzmarktes zu sichern, nimmt die Österreichische Nationalbank die Geldinstitute, im Auftrag der Europäischen Zentralbank, in die Verpflichtung. Die bisher empfohlenen Kriterien bei der Neuvergabe von Krediten, sind ab Juli 2022 Pflicht.
Warum sich die Vergabekriterien ändern
In Österreich war eine Immobilienfinanzierung recht leicht zu bekommen, das in Kombination mit der starken Überbewertung der Immobilien, hat den „Europäischen Rat für Systemrisiken“ (ESRB) aktiv werden lassen. Denn derzeit werden in Österreich bei mehr als der Hälfte der vergebenen Kredite die FMSG-Richtlinien, die empfohlenen Mindestkriterien, nicht vollständig erfüllt, laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB).
Mehr als die Hälfte der Kreditnehmer:innen haben weniger als 20% Eigenfinanzierungsanteil und fast ein Fünftel der Personen, zahlen mit mehr als 40 Prozent ihres Nettoeinkommens die Raten zurück.
Diese Entwicklung belastet den Markt, Systemrisiken aus Wohnimmobilien sind in ganz Europa ein Thema. Der Markt hierzulande ist stabil, aber um das Platzen der Immobilienblase rechtzeitig vorzubeugen, wird jetzt gehandelt.
Gefährlich hohe Preisdynamik
Seit 2010 haben sich die österreichischen Immobilienpreise um 199 % erhöht, seit 2007 bis Ende 2021 waren es 248%. Das Kreditwachstum ist in den letzten fünf Jahren ebenfalls stark gewachsen und hat knapp 7% erreicht.
Auch wenn die Immobilienblase, nicht zu platzen droht, gibt es eine hohe Dynamik bei den Preisen und den Kreditvergaben.
Die heimischen Wohnimmobilienpreise liegen über dem Durchschnitt der Eurozone, der Anstieg ist jedoch komplett entkoppelt von der Lohnentwicklung. Das niedrige Zinsniveau der letzten Jahre, hat die Leistbarkeit für viele ermöglicht und dazu verlockt Kredite für Immobilien zu nehmen.
Das Problem sind die komplett variabel verzinsten Immobilienkredite – fast 40% haben diese Option gewählt und werden sich das langfristig schwer leisten können
Die neuen Vorgaben der Nationalbank.
Was gilt per Juli 2022?
- Zukünftig müssen die Käufer:innen einer Wohnung, die dafür einen Kredit benötigen, mindestens 20% des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) als Eigenkapital nachweisen können.
- Die Rückzahlungsrate darf höchstens 40% des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen.
- Die Laufzeit der Finanzierung darf 35 Jahre nicht übersteigen.
Das sind die Vorgaben des bei der Nationalbank (OeNB) angesiedelten Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG).
Es wird auch Ausnahmen geben, je nach Lebenssituation der Kreditnehmer:innen.
Die Ausnahme-Kontingente betragen ein paar Prozent pro EU-Land.
Auf bestehende Kredite haben diese Änderungen keine Auswirkungen.
Text: 17.02.22
Autorin: Viola Erlebach
Fotocredit: Towfiqu Barbhuiya
Quellenverweise:
https://www.derstandard.at/story/2000133300282/ezb-klopft-oesterreichs-banken-bei-immobilienkrediten-auf-die-finger
https://orf.at/stories/3247123/